26. Literaturgottesdienst in St. Petri - Evangelisch-lutherische St.-Petri-Kirchengemeinde Burgwedel

26. Literaturgottesdienst in St. Petri

St. Petri|Sonntag, 10.11.2019, 10:00 Uhr

zu dem Roman "Baba Dunjas letzte Liebe" von Alina Bronsky

Literaturgottesdienst in St. Petri

 am 10. November 2019, um 10 .00 Uhr, in der St.-Petri-Kirche in Großburgwedel zum Roman von

Alina Bronsky, Baba Dunjas letzte Liebe, KiWi, Köln, 2015.

Zum zweiten Mal in diesem Jahr lädt die St.-Petri-Kirchengemeinde zum Literaturgottesdienst ein.

Passagen aus dem Roman, zusammengestellt von Marga Weller und Ute Rohwold, werden einem biblischen Text gegenübergestellt. Die Predigt hält Pastorin Reller und Teammitglieder gestalten den Gottesdienst. Herr Dr. Schneider begleitet den Gottesdienst an der Orgel.

Peter Brockhaus ist seit 7 Jahren im Team der Literaturgottesdienste dabei und bezeichnet sich selbst als großen Anhänger dieses Formats. "Dabei konnte ich mir am Anfang gar nicht so richtig vorstellen, was mich bei der Mitarbeit im Team erwarten würde", sagt er. Als versierter Vorleser ist er seitdem fast in jedem Literaturgottesdienst aktiv. "Ich möchte aber auch Mut machen, sich selbst an der Vorbereitungen und Durchführungen zu beteiligen. Es macht wirklich große Freude!" Wer Interesse hat, kann sich nach dem Gottesdienst beim Team melden.

In diesem Gottesdienst steht die Person der Baba Dunja im Mittelpunkt. Sie ist eine Tschernobyl-Heimkehrerin. Während sich der Rest der Welt nach dem Reaktorunglück vor radioaktivem Regen und Waldpilzen fürchtet, kehrt die 80-jähirge Baba Dunja in das Dorf Tschernowo zurück. Dieses Dorf ist verlassen, denn es liegt in der Todeszone. Nur Forscher in Schutzkleidung kommen ins Dorf, sonst kommt niemand freiwillig hierher. Ausnahme sind die Journalisten, die von den Rückkehrerin berichten. Denn das Medieninteresse an Baba Dunja ist groß und das zieht schließlich auch andere in das Dorf zurück.  Die Bewohner dort leben für sich. Sie sind Selbstversorger. Nur ein rauschendes Telefon, das aber eigentlich nie klingelt, Briefe und die kleinen Fahrten der Baba Dunja in die nächst gelegene Stadt sind die Kontakte zur Welt außerhalb der Todeszone.

Während der sterbenskranke Petrov in der Hängematte Liebesgedichte liest und die Melkerin Marja mit dem fast hundertjährigen Sidorow anbandelt, schreibt Baba Dunja Briefe nach Deutschland, an ihre Tochter und an ihre Enkelin. Ihre Enkelin hat sie noch nie gesehen, denn die Tochter konnte und kann nicht verstehen, dass Baba Dunja das Leben in der Todeszone einem Leben in Deutschland vorzieht.

Alina Bronsky erzählt das Leben dieser Menschen, die wie in einem Zwischenreich leben– zwischen Leben und Tod oder anders gesagt: außerhalb der Zeit:. „Bei uns gibt es keine Zeit. Es gibt keine Fristen und keine Termine. Im Grunde sind unsere täglichen Abläufe eine Art Spiel. Wir stellen nach, was Menschen normalerweise tun. Von uns erwartet niemand etwas. Wir müssen weder morgens aufstehen noch abends ins Bett. Wir könnten es auch genau umgekehrt machen. Wir spielen es nach, wie Kinder mit Puppen und Kaufmannsladen das Leben nachspielen,“ lässt sie Baba Dunja im Roman erklären. Als Fremde ins Dorf kommen, geschieht ein Mord.  Baba Dunja gesteht diesen Mord, obwohl sie ihn nicht begangen hat und geht dafür ins Gefängnis.

Die Erklärung, die alte Frau habe nichts mehr zu verlieren, drängt sich schon zu Beginn des Romans schnell auf, doch bald wird klar, dass Baba Dunja  Nachteile zugunsten ihrer Unabhängigkeit in Kauf nimmt und die eigene Sterblichkeit längst akzeptiert hat: „Der Tod kann kommen, aber bitte höflich.“Sie übernimmt Verantwortung und ist eigentlich immer ganz bei sich. Aber eine Sehnsucht hält sie wach: Ihre Enkelin hat ihr einen Brief geschrieben. In Englisch wie sie Stück für Stück herausfindet. Ist sie Baba Dunjas letzte Liebe?

 

Alina Bronsky, geboren 1978 in Jekaterinburg/Russland, lebt seit den Neunzigerjahren in Deutschland. Ihr Debütroman »Scherbenpark« wurde zum Bestseller, »Baba Dunjas letzte Liebe« wurde für den Deutschen Buchpreis 2015 nominiert und ein großer Publikumserfolg. Nach abgebrochenem Medizinstudium arbeitete sie als Werbetexterin und Redakteurin beim Darmstädter Echo. Alina Bronsky ist Mutter von vier Kindern und lebt in Berlin.

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