Die St.-Petri-Kirche in Großburgwedel

Der Turm von Süden

Süd-Ansicht

Der Turm mit einer Höhe von 61 m, davon 41 m der schlanke Turmhelm, wurde um 1490 als Glocken-, Wehr- und Wachturm erbaut. Die 2,10 m dicken Mauern aus Raseneisenstein und Granitfindlingen sind nach allen vier Himmelsrichtungen von Schießscharten (insgesamt 20) durchbrochen. Eine besonders schmale und hohe Scharte befindet sich über der Tür; sie diente als "Pechnase". Der heute mit Kupferblech verkleidete Turmhelm war bis 1951 mit Schiefer gedeckt.

Die St. Petri-Kirche von Osten

Ost-Ansicht

Rechts das Chorhaus mit seinen Maßwerkfenstern als östlicher Abschluss des hohen Kirchenschiffes, in der Mitte die niedrige Sakristei, dahinter der höhere Südanbau. Im Hintergrund der schlanke Turm mit Schallluken. In 30 m Höhe außen an der Nordseite des Turmes ein Erkeranbau mit der Stundenglocke.

Zur Baugeschichte unserer Kirche

Eine kleine romanische Kirche, um 1200 erbaut, vermutlich mit flacher Holzdecke, umfasste das Ost-, Mittel- und Westjoch. Um 1400 (nach dendrochronologischen Untersuchungen des Dachstuhls) erfolgte ein gotischer Umbau, wobei die Mauern um etwa einen Meter erhöht wurden und das Kreuzrippengewölbe eingezogen wurde. Angebaut wurden das Chorhaus, die Sakristei und ein kleiner Nordanbau. Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden die vielfältigen Deckenmalereien, die Anfang des 17. Jahrhunderts übermalt und 1994 wiederentdeckt und freigelegt wurden. Um 1490 wurde der Turm an die Westmauer der Kirche angebaut. 1626 errichtete man den Südanbau als Erbbegräbnis der Familie von Eltz und 1639 wurde der Nordanbau erweitert. Das Gewölbe des Westjoches ist vor 1744 eingestürzt. Als Ersatz zog man eine flache Holzdecke ein, die erst 1958 wieder durch ein Kreuzrippengewölbe ersetzt wurde. Bei umfangreichen Restaurierungsarbeiten zwischen 1956 und 1959 hat man u.a. barocke Einbauten wie Altar und Emporen entfernt und weitgehend den Kirchenraum aus spätgotischer Zeit wiederhergestellt.

Alle Beiträge zu unserer Kirche sind verfasst von Ulrich von Stackelberg.

Wenn Sie jetzt neugierig auf unsere Kirche geworden sind, haben Sie auch die Möglichkeit, sie "live" zu besichtigen: Und zwar während der Bürostunden und zusätzlich von Mai bis September sonnabends und sonntags von 11-13 Uhr und von 15-17 Uhr.

Noch ausführlichere Informationen erhalten Sie in unserem St.Petri Kirchenführer, den Sie in unserem Gemeindebüro erwerben können.

1 Die Schießscharten

Blick in die Schießscharte, die durch die Ostwand des Turmes in die Kirche zeigte. Das horizontale Rundholz ( Datierung: 1490) diente als Auflagebalken ("Prellholz") für mittelalterliche Hakenbüchsen, mit denen die Burgwedeler Bürger Feinde aus der Kirche vertreiben konnten. Diese Schießscharte wurde, wie auch die weiteren fünf im Erdgeschoss, vermutlich schon bald nach 1490 mit einem großen (dunklen) Stein verschlossen, da durch eine ebenerdige Öffnung der Feind Brandsätze in den Turm werfen konnte.

2 Das Uhrwerk

Im zweiten Obergeschoss des Turmes befindet sich ein Uhrwerk, das die früher sehr bekannte Firma Weule aus Bockenem 1895 baute und aufstellte. Es besteht aus drei Einzelwerken, welche 1. die Zeiger an den vier Außen-Zifferblättern mit Hilfe der vertikalen Stange mit dem Zahnrad (rechts im Bild) bewegen, 2. die Stundenglocke (von 1693) außen am Turmhelm anschlagen und 3. das Vater-Unser-Geläut mit neun Schlägen jeweils um 7, 12 und 18 Uhr betätigen.

3 Der Reliefstein

Ein Reliefstein mit Kreuzigungsdarstellung aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, der sich außen an der Westseite des Turmes befand, wurde 1998 zum Schutze vor weiterer Verwitterung im Chorraum aufgestellt. Auf der Rückseite befindet sich, um 90° gegenüber der Orientierung der Vorderseite gedreht, ein Relief aus fein verzierten gotischen Türmchen und Rosetten, vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. Offensichtlich ist ein Teil eines älteren Reliefsteins, der wahrscheinlich zu einem sogen. Dreigestühl gehörte, wiederverwendet worden.

4 Die Collon Orgel

Im Nordanbau steht seit 1996 eine neue Orgel, von Orgelbauer Patrick Collon aus Brüssel im Stil der klassisch-französischen Orgeln gebaut.

5 Die Kanzel

Die Kanzel im Renaissancestil wurde 1676 vom damaligen Amtsvogt Ludolph Henning von Eltz gestiftet. Sie stand bis 1958 in der Mitte der Kirche an der Südwand.

6 Der Altar

Eine Kreuzigungsgruppe mit Maria links und Johannes rechts vom gekreuzigten Christus steht seit 1957 auf dem Steinaltar im Chorraum. Sie wurde 1641 von Bernd Lüllmann geschnitzt und stand bis 1817 als Triumphkreuz auf einem Balken hoch oben im Gurtbogen zwischen Ostjoch und Chorraum.

7 Das Taufbecken

Romanisches Taufbecken aus der Zeit um 1200: Das steinerne Becken zeigt Reste eines Blattornaments; es besteht aus grauem Wesersandstein (Mittlerer Buntsandstein : ca. 200 Millionen Jahre alt) aus der Gegend von Bad Karlshafen. Das Taufbecken wurde erst 1960 im Chorraum wieder aufgestellt, nachdem es bereits vor 1648 von dort entfernt worden war und erst als Viehtränke, dann als Abkühlbecken in einer Dorfschmiede und zuletzt als Blumenkübel auf dem Kirchplatz zweckentfremdet genutzt worden war.

8 Das Petrusfenster

Petrusfenster in der Südwand des Ostjoches, gestaltet vom Glasmaler Matschinsky und 1959 gestiftet. Von oben nach unten: Fischzug (Luk. 5, 1-7); Berufung (Luk. 5, 8-11); Der sinkende Petrus (Matth. 14, 22-33); Verklärung Christi (Mk. 9, 2-10); Verleugnung (Mk. 14, 66-72); Befreiung aus dem Gefängnis (Apg. 12, 1-19).

9 Die Grabplatte von Ludolf von Eltz

Eine kolorierte steinerne Grabplatte von Ludolf von Eltz, Amtsvogt von Burgwedel von 1590 bis 1626, befindet sich im 1626 errichteten Südanbau, der ab 1634 als Erbbegräbnis der Familie von Eltz diente.

10 Blick in die Kirche

Blick aus dem westlichen Joch mit der Darstellung der "Auferstehung Christi" durch das mittlere Joch mit "Christus in der Mandorla" in den Altarraum.

Deckenmalerei

 

Blick aus dem mittleren Joch mit der Darstellung "Christus in der Mandorla" in den Altarraum mit der "Krönung Mariä" in der Mitte und zu den Seiten zwei von den insgesamt 10 Heiligenfiguren (Petrus rechts, Jakobus links).

 

Höllenfahrt Christi: Christus errettet die Ureltern Adam und Eva (mit blondgelocktem Haar) sowie die Gerechten der vorchristlichen Zeit (u.a. Abraham und die heiligen Väter) aus der Vorhölle. Die Seelengestalt der Verstorbenen wurde im Mittelalter klein und nackt dargestellt. Im Glaubensbekenntnis heißt es: ".......gekreuzigt, gestorben und begraben. Hinabgestiegen in das Reich des Todes (früher: "zur Hölle") .....". (1.Petrus 4,5 u. 6). Der Löwe galt als Symbol für die Macht der Finsternis.

 

Auferstehung Christi: Christus (wie auf allen Darstellungen erkennbar an dem Heiligenschein mit Kreuz/Kreuznimbus) steigt aus dem Grab. Der Sarkophagdeckel ist geöffnet. Die rechte Hand ist zum Segensgruß (lateinischer Drei-Finger-Gestus) erhoben, die andere Hand hält die Fahne als Zeichen des Sieges über den Tod. Die eingeschlafenen Kriegsknechte sind klein; ein Hinweis auf ihre Ohnmacht trotz ihrer Rüstung.(Matth. 28, 3-6).

 

Kreuztragung: Christus ist gebeugt unter der Last des Kreuzes. Er sieht uns mit großen fragenden Augen an. Zwei Kriegsknechte mit bösem Gesichtsausdruck zerren an einem Strick, der um Christus gebunden ist. Der eine trägt einen Hammer und drei Nägel. Gleich soll Christus ans Kreuz geschlagen werden. Ein ländlich gekleideter Mann hilft, das Kreuz zu tragen. Es ist Simon von Kyrene. Das Kreuz ist grün, ein Hinweis auf Leben und Hoffnung. Die Hüte der Männer haben eine Spitze, was sie als Juden kennzeichnen soll. Die zweifarbige Kleidung eines de Kriegsknechte soll dessen bösen Charakter symbolisieren.(Matth. 27, 31-32).

 

Anbetung der Heiligen Drei Könige: Maria mit Krone sitzt auf einem Thron, den Jesusknaben auf ihrem Schoß. Dieser greift nach dem Schatz im geöffneten kelchförmigen Schatzkästchen des 1. ältesten Königs, der kniet und seine Krone aus Ehrerbietung abgelegt hat. Der 2. König zeigt auf den Stern von Bethlehem und blickt zum 3. König zurück. Dieser wirkt sehr weiblich, bartlos mit Hüftschwung, ist aber sicher keine Frau, sondern ein Jüngling. Im Mittelalter wurden die Heiligen Drei Könige meist als die drei Lebensalter dargestellt. Manchmal auch als die drei damals bekannten Kontinente: Europa, Asien und Afrika (daher der Mohr bei den Sternsingern). (Matth. 2,1 u. 10-12).

 

Christus als Weltenrichter: Ein mandelförmiger Heiligenschein (Mandorla) umgibt Christus als schirmende Hülle; er trennt das Diesseits (Rankenwerk) vom Jenseits (Sternenhimmel). Christus ist dargestellt als Weltenrichter im Jüngsten Gericht. (Im Glaubensbekenntnis heißt es: "....von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten......."). Christus weist Wundmale an den Händen und an der Seite vor. Die Hände sind erhoben, nicht zum Segen sondern zur Ermahnung und Erinnerung an seinen Opfertod. Zwei Schwerter kommen aus seinem Mund (Offbg. Joh. 1,16). Das rechte zur Verteidigung der Gerechten, das linke zur Bestrafung der Ungerechten. Christus stellt die Füße auf einen Löwen und einen Drachen, Symbole für das Böse, das er besiegt hat (Psalm 91, 10-13). Maria links und Johannes der Täufer rechts knien und bitten mit erhobenen Händen um Gnade für die sündigen Menschen.

 

Petrus mit Schlüssel (links) und Paulus mit Schwert (rechts); zwei von 10 Heiligen im Chorgewölbe.

 

Gewölbekappe über dem Altar mit Christus, der Maria krönt. Zwischen beiden ein W-förmiger Rankensprössling: vermutlich die Wurzel Jesse, ein Hinweis auf die Abstammung von Christus und Maria aus dem Geschlecht David und Jesse, Davids Vater (Jesaja 11,1; Lied EG Nr. 30).

 

Vier Engel mit Posaunen ragen aus einer Feuerwolke (Symbol für Gott; 2. Mose 13, 21) um den Schlussstein im Ostjoch. Die Posaune ist ein Symbol für das Wort Gottes besonders bei Endgerichtsdarstellungen (unten). Über der Szene der Anbetung der Heiligen Drei Könige ist die Posaune aber zurückgebogen (oben); u.U. ein Hinweis auf ein Abwenden des richtenden Wortes durch die Geburt Christi.

 

Aus der Feuerwolke (Gott) um den Schlussstein im Westjoch ragen vier Männer mit Kappen und Baretten, die Spruchbänder mit lateinischen Texten halten. Es handelt sich um Propheten, wie aus einem der Spruchbänder hervorgeht: "Ve Prophetis insipientibus..... = Wehe den unverständigen Propheten...."

 

Aus einer dunklen Wolke (Gott; 2. Mose 13,21) um den Schlussstein im Chorgewölbe ragen fünf musizierende Engel mit Krummhalslaute, Harfe, Posaune, Fidel und Tragorgel (v.l.n.r.).